Am zweiten Tag meinte es der Turniermodus noch gut mit den Teilnehmern; sie konnten ausschlafen und mussten erst am Nachmittag um 15 Uhr zu Runde 2 der Bayerischen-Fraueneinzelmeisterschaft 2024 materialisieren. Erneut warteten interessierte Zuschauer fast drei Stunden, ehe die ersten Ergebnisse der Damen bei der Turnierleitung eintrudelten. Doch die hatten es in sich.
An Brett 1 gelang es Christiane Köberl (SK 1982 Klingenberg) gegen die Setzlistenerste Vanessa Bräuer (SC Roter Turm Altstadt) den vollen Punkt einzusammeln. Das kam nicht nur aufgrund der Papierform überraschend, auch die Partie verlief über weite Strecken ausgeglichen. Erst im Verlauf des Mittelspiels erarbeitete sich Vanessa sukzessive Vorteile; bis bei einem Angriff ein Zwischenschach mindestens den Turm kostete, um nicht instant matt zu gehen.
In der Partie wählte Vanessa zwar einen anderen Weg um sich zu verteidigen, aber der führte am Ende zum selben Ergebnis. 1-0 für die Bayerische Vizemeisterin des vergangenen Jahres. Die Partien können sowohl bei Lichess (die ersten beiden Bretter), als auch bei Chess-Results (alle Bretter via PGN) nachvollzogen werden.
Auch an Brett 2 lief ein nominell äußerst ungleiches Duell: WFM Olga Birkholz (SC Bayreuth) traf mit weiß auf die Nachwuchsspielerin Valentina Neumeier vom SK Kelheim.
Beide spielten über drei Stunden präzise, blieben ohne Patzer, wenngleich die Maschine die U14-Spielerin über weite Strecken in Führung sah. Ein paar “Sicherheitszüge” ließen die Partie jedoch verflachen, was letztlich zum dennoch nicht minder überraschenden Remis führte.
An Brett 3 konnte man von Favorit oder Underdog nicht sprechen, denn hier traten die 3. und 4. der Setzliste – Olena Averkova (SC Bamberg) und Ann-Kathrin Schäfer (SC JÄKLECHEMIE Talente Franken) – gegeneinander an.
Sie lieferten sich eine spannende Schlacht bis weit in den Abend hinein. Die Armada, die Ann-Kathrin vor der Königsstellung der Gegnerin aufgefahren hatte, sah furchterregend aus. Aber Olena verteidigte sich gewissenhaft, hatte zwischendurch sogar Konterchancen, aber irgendwann waren beide wohl froh, dass es vorbei war und so blieb es nach fünf Stunden harten Kampfes bei einer Punkteteilung.
Auf den restlichen Brettern setzten sich weitestgehend die Favoriten durch. Nach ihrem Remis gestern holte Mariia Averkova (SC Bamberg) den ersten vollen Punkt des Turniers gegen Julia Nesmjanowitsch (SC JÄKLECHEMIE Talente Franken).
Karina Hofmann (SK Weiden) befindet sich derzeit in der berüchtigten Schaukel des Schweizer Systems. Nachdem sie gestern gegen die Erste der Setzliste gepaart wurde, war heute die nominell schwächste Starterin an der Reihe. Diese Gelegenheit ließ sie nicht ungenutzt und holte den vollen Punkt.
Ordentlich zur Sache ging es auch am letzten Brett, wo die beiden Nachwuchsspielerinnen Melissa Albayrak (SC Noris-Tarrasch Nürnberg) und Tuğçe Türel (SF München) aufeinandertrafen, die gestern beide gegen starke Konkurrentinnen punktelos geblieben waren. Heute erkämpfte Tuğçe den Punkt.
Auf einen Blick alle Ergebnisse aus Runde 2:
Der überraschende Zwischenstand nach Runde 2 ist hier zu finden, weitere Fotos aus dem Turniersaal hier.
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