Am Sonntag, den 24.11.2024, fand in Nürnberg die Bayerische Einzelmeisterschaft der Frauen im Schnellschach statt.
Zahlenmäßig war die Beteiligung im Vergleich zum Vorjahr rückläufig, allerdings lag der Termin mit Ende November auch deutlich später, mitten in der Spielzeit der bayerischen Ligen und am Wochenende des Starts der Jugendligen. Dennoch fand sich mit 14 Teilnehmerinnen ein interessantes Feld im Loni-Übler-Haus des gastgebenden SC Noris-Tarrasch Nürnberg ein. Neben drei Titelträgerinnen und der einen oder anderen Bundesligaspielerin wagten sich auch vier U20-Nachwuchstalente an den Start.
Pünktlich um 9.30 Uhr begrüßte BSB-Frauenreferentin Aylin Albyarak die Gäste, Turnierleiter RSR Dominik Bachhuber und ISR Jürgen Müller erläuterten einige Details zum Ablauf und schickten das Feld auf die sieben Runden lange Reise.
Die Turnierwertungszahl (TWZ) war übrigens in erster Linie die Rapid-Elozahl. Nur wer keine Rapid-Elo hatte, wurde mit der Standard-Elozahl eingestuft. Deshalb entsprach die Startrangliste nicht der nominellen Spielstärke im Langschach.
Gemäß Schweizer System spielte zunächst die obere Hälfte der Startrangliste gegen die untere Hälfte. Trotz des Schnellschachmodus “15+10” dauerten viele Partien über eine Dreiviertelstunde, sodass die Runden jeweils zur halben Stunde gestartet wurden, um den Spielerinnen wenigstens ein paar Minuten Verschnaufpause zu gönnen. Schon in Runde 1 gab es einige Überraschungen: Lina Kastl von Dicker Turm Münnerstadt gelang ein Remis gegen WFM Marharyta Khrapko (SC Garching) und Alisa Holzmann (SC JÄKLECHEMIE Talente Franken) bezwang von Startplatz 14 aus die an 7 gesetzte Nachwuchsspielerin Kashika Paliwal (FC Bayern München).
Auch in den folgenden Runden gab es immer wieder individuelle Highlights und Überraschungen. In Runde 2 gelang der Jugendspielerin Valentina Neumeier vom SK Kelheim ein Remis gegen die um fast 300 Elo höher eingestufte Steffi Arnhold (SC Bavaria Regensburg). Runde 3 hielt das Familienduell am Spitzenbrett WIM Larisa Kalinina gegen WGM Olga Babiy bereit, das – wohl auch eine kleine Überraschung – die routinierte Internationale Meisterin der Damen für sich entscheiden konnte.
Aylin Albayrak (SC Noris-Tarrasch Nürnberg) kam mit 2,0 Punkten aus drei Runden aus den Startblöcken, wurde dann jedoch gegen Setzlistenplatz 1 gelost, was ihren Vorwärtsdrang zunächst etwas bremste.
WFM Marharyta Khrapko hingegen schlug in Runde 4 zu und nahm Larisa einen vollen Punkt ab, sodass es zur Mittagspause kurz nach Halbzeit einen gut durchgewürftelten Zwischenstand gab.
Doch für die drei Finalrunden am Nachmittag sollten die Paarungen so zusammenkommen, dass alle Führenden einmal gegeneinander gespielt hatten. Zunächst musste Valentina Neumeier, die zu diesem Zeitpunkt auf Rang 4 lag, in den Runden 5 und 6 Federn lassen. Die U14-Spielerin bekam es mit WIM Larisa Kalinina und WGM Olga Babiy zu tun und gab zwei Punkte in Folge ab.
Auch WFM Marharyta Khrapko konnte den Platz an der Sonne nicht halten, musste sich aber nur der Großmeisterin der Damen geschlagen geben und blieb damit im Führungsquartett. Steffi Arnhold schlug dagegen zurück: Nach einer Niederlage und einem Remis am Vormittag bezwang sie nach der Pause Nese Pinar Albayrak (SC Noris-Tarrasch Nürnberg), die stets im erweiterten Verfolgerfeld zu finden war, und WIM Larisa Kalinina.
Alles lief auf ein spannendes Duell in der letzten Runde hinaus. WFM Marharyta Khrapko hatte die letzte Runde bereits gewonnen und den vollen Punkt eingefahren, als sich WGM Olga Babiy und Steffi Arnhold ein mitreißendes Match lieferten. Olga musste mindestens Remis halten, um ihre Titelchancen zu wahren, aber ihre Gegnerin aus Regensburg dachte nicht daran, ihr den halben Punkt kampflos zu überlassen. Erst als die Zeit unerbittlich gegen null lief und Steffi keinen Gewinnweg mehr fand, einigten sich die beiden Spitzenspielerinnen doch noch auf eine Punkteteilung.
Damit krönte sich WGM Olga Babiy (SC Bad Königshofen) zur Bayerischen Meisterin im Schnellschach 2024, gefolgt von Vizemeisterin WFM Marharyta Khrapko (SC Garching) und Steffi Arnhold (SC Bavaria Regensburg). Alle drei erhielten einen Pokal, eine Urkunde und ein kleines Präsent. WIM Larisa Kalinina (SC Bad Königshofen) erhielt mit dem 4. Platz gemäß Ausschreibung als Letzte ebenfalls ein Preisgeld.
Marharyta und Larisa, hier mit BSB-Frauenreferentin und Gastgeberin Aylin Albayrak (r.), gewannen je einen Gutschein für ein gemeinsames Training mit IM Yevhenii Yelisieiev.
Weitere Details sind auf Chess-Results zu finden.
Bereits gegen 16 Uhr und damit deutlich zeitiger als geplant konnten sich die Damen wieder auf den Nachhauseweg machen, auch deswegen, weil es laut Turnierleitung nicht einen einzigen Streitfall gab.
Impressionen aus dem Spielsaal