Das haben wohl selbst die Vielspieler Eduard Miller und Lukas Schulz noch nicht erlebt: Als sie am Montagmorgen den zweiten Tag der bayerischen Meisterschaft eröffneten, hatten sie den Turniersaal ganz für sich. An Runde 1 konnten sie noch nicht teilnehmen – weil am Sonntag noch ein ranghöheres Turnier lief.
Die Vereinskameraden vom SC Erlangen hatten Bayern (wie berichtet) bei der deutschen Meisterschaft vertreten. Von Ruit bei Stuttgart bis Rosenheim saßen sie fünf Stunden im Zug und kamen erst am Sonntagabend im Hotel Höhensteiger an. Die Turnierleitung nahm auf diese Sondersituation Rücksicht – und so kam es, dass die beiden Favoriten schon in der ersten Runde gegeneinander ran mussten. Allerdings nicht allzu lange: Ihre Kurzpartie endete nach 20 Minuten mit Remis. So geht die Meisterschaft nun erst am Montagnachmittag so richtig los für die fränkischen Fide-Meister.
In den vergangenen Jahren haben Lukas Schulz und Eddi Miller die bayerische Meisterschaft dominiert und sich nahezu abwechselnd an die Spitze gesetzt. 2021 hieß der Sieger Miller, 2022 war es Schulz. Und diesmal? Da spielen wieder beide auf Sieg – oder zumindest auf Qualifikation für die deutsche Meisterschaft, das heißt: auf einen der zwei vorderen Plätze. Dies trotz des nahtlosen Übergangs von der “Deutschen” zur “Bayerischen”.
Mit ihren Leistungen in Ruit zeigen sich beide zufrieden. “Die deutsche Meisterschaft ist schon mein Turnier”, sagt Eddi, der unter den Top Ten landete. Er schrammte nur knapp an seiner zweiten IM-Norm vorbei. “Im Rahmen der Erwartungen” liefen die Titelkämpfe für Lukas.
Die Herausforderung Rosenheim wollen beide nicht auf die leichte Schulter nehmen. Lukas weiß: “Es sind ja viele über 2200 hier.” Da sei eine Siegesserie keinesfalls garantiert. Ein Vorteil sei sicher, dass man die meisten Gegner bei der bayerischen Meisterschaft aus den Vorjahren – oder aus der Liga – kenne.
Apropos Liga: Miller und Schulz sind mit dem SC Erlangen aus der Oberliga in die zweite Liga aufgestiegen. Gemeinsam schwärmen sie von dem mittelfränkischen Verein, der seit einem Jahr auch GM Léon Mons in seinen Reihen hat: Man könne, gemeinsam mit Freunden, hochklassig spielen. Die Besetzung der Mannschaft habe sich in den vergangenen Jahren kaum verändert. “In Erlangen macht Schach einfach Spaß!”