Nicht einmal eine Dekade ist es her, da machten sich einige junge Freunde, die auf mehrere Klubs aufgeteilt waren, daran, einen neuen Verein in Nürnberg zu gründen. Es entstand – für die heutige Zeit unüblich – ein neuer Verein, nämlich die Jäklechemie Talente Franken.
Aber woher kommt eigentlich der Name? Gründungsvorsitzender Peter Lingl arbeitete bei dem Chemieunternehmen und überzeugte seinen Chef, dem Neuling in der bayerischen Vereinslandschaft zu unterstützen. Auch das Wortspiel ,,Tal-Ente” ist Bestandteil des Namens, weshalb auch eine Ente das Maskottchen ist.
Startete der Club damals in den Spielbetrieb mit zwei Mannschaften, hat man mittlerweile vier Teams und über 70 Mitglieder und das ohne irgendeinen Spieler abgeworben zu haben, betont Vereinschef Dennis Adelhütte. Damit gehören die Talente zu den erfolgreichsten Vereine in der fränkischen Metropole. Der junge Verein hat zudem eine sehr junge Mitgliedschaft. Der Altersdurchschnitt liegt bei 27 Jahren, die Hälfte der Mitglieder ist dem Nachwuchsbereich zu zuordnen. Im Vergleich dazu gehört Adelhütte mit seinen erst 32 Jahren selbst zum alten Eisen. Leiden viele andere Vereine unter Lücken in der Vorstandschaft sind bei den Talenten alle wesentlichen Ämter besetzt, dazu gesellen sich noch sechs Jugendtrainer. Nur die Stelle des Vergnügungswarts ist vakant.
Das tut dem Vereinsleben aber keinen Abbruch, der Schachclub ist ein Reiseclub. Es gibt kaum ein Turnier in Franken, zu dem sich keine Delegation zusammen findet, um dort mitzuspielen. Für den Vereinsabend und die Mannschaftskämpfe steht bei der Lebenshilfe dem Verein ein ganzes Stockwerk zur Verfügung. Dieses bietet auch ausreichend Platz, um eigene Turniere auf die Beine zu stellen, einzigartig in Bayern ist wohl der 12h-Blitzmarathon.
Die Coronazeit haben die Talente gestärkt hinter sich gelassen. Erfolgsfaktoren waren – neben dem Onlinespielbetrieb in der Quarantäneliga und Onlinetraining – der unbedingte Wille schnellstmöglichst wieder bei der erstbesten Gelegenheit live am Brett spielen zu können.
Zwar spricht das Wachstum der letzten Jahre für sich selbst, dennoch weiß Adelhütte, das es ohne Zukunftsideen auch schnell wieder ,,vorbei sein kann”. Deshalb setzt der Club auf eine moderne Öffentlichkeitsarbeit, er ist auf allen wesentlichen Plattformen aktiv. Ein weiterer Meilenstein soll die Einstellung eines FSJlers sein, hierzu stehe man im Kontakt mit dem Landessportbund.
Kristin Braun – Deutschlands beste Amateurspielerin
Wir haben die Jäklechemie Talente Franken auf dem Deutschen Schnellschachgipfel angetroffen. Erfolgreichste Spielerin des Vereins ist Kristin Braun, sie erzielte die beste Platzierung aller Damen auf der Schnellschachamateurmeisterschaft und qualifiziert sich dadurch zur Deutschen Meisterschaft nächstes Jahr. Die Redaktion nutzte die Gelegenheit, mit ihr im Nachgang ein kleines Interview zu führen:
Hallo Kristin, herzlichen Glückwunsch! Wie zufrieden bist du mit deinem Erfolg?
Kristin: Ich bin zufrieden, zwar habe ich mir eine Performance von 2050 DWZ-Punkten vorgenommen, an dieser bin knapp vorbei geschrammt (2022). Für die Quali zur Deutschen Schnellschachmeisterschaft nächstes Jahr hat es trotzdem gereicht.
Hast du dich für die Meisterschaft besonders vorbereitet?
Kristin: Ich habe ein bisschen mehr Taktikaufgaben geübt, eine intensive Vorbereitung gab es nicht.
Wie würdest du das Umfeld in deinem Verein beschreiben?
Ich bin 2018 zu den Talenten gekommen, nachdem ich schon im Vorjahr die Vereinsmeisterschaft mitgespielt habe, weil mir die Atmosphäre gut gefallen hat. Mit Ausnahme der Saison in der zweiten Mannschaft spiele ich seitdem in unserer ersten. Mit dieser sind wir bis in die Regionalliga aufgestiegen. Es ist eine super Motivation (fast) immer mit den Stammspielern (1-8) zu spielen und dank des Zusammenhalts haben wir auch super Ergebnisse in der Liga. Außerdem habe ich einen größeren DWZ-Sprung in meiner ersten Saison im neuen Verein gemacht. Nach dem Corona-Durchhänger peile ich jetzt den nächsten Sprung an 🙂
Gutes Stichwort, welche Ziele nimmst du dir für die Zukunft vor?
Kristin: Im Sommer habe ich erstmals die 2000er DWZ-Marke geknackt und wieder verloren. Also möchte ich mich zuerst stabilisieren und dann ist das nächste Ziel der WFM-Titel mit der 2100er Marke.
Außerdem möchte ich noch Bayerische Meisterin werden.
Titelpoto: privat, Kistin Brauns Photo von Edin Pezerovic