Nur wenigen Musikern ist es vergönnt, als Vorband von Größen wie den Rolling Stones aufzutreten. Ă„hnlich geehrt mögen sich die 38 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der niederbayerischen Einzelmeisterschaften fĂĽhlen: Sie gehören zum offiziellen Rahmenprogramm des Bundesliga-Finales in Deggendorf. “Schachspielen mit den Besten der Welt”, lautet das Motto.
Ausgegeben hat es Simon Staudinger, seit 2021 niederbayerischer Bezirksspielleiter und seit einem Jahr auch 2. Bundesspielleiter des BSB. “Die Aktivsten aus unseren Vereinen” kämen hier zusammen, sagt er. Abgesehen natĂĽrlich von den GroĂźmeistern in Diensten des SV Deggendorf – die kämpfen an gleicher Stelle, ein paar Räume weiter, gegen den Abstieg aus der Bundesliga.

Was Außenstehenden sofort auffällt: Die Bezirksmeisterschaften bestehen aus zwei Turnieren mit ungefähr gleicher Teilnehmerzahl. Dabei ist die Meisterklasse M1 grundsätzlich offen für alle, die M2 nur für Spieler mit bis zu 1850 DWZ. Pokaltechnisch können die Niederbayern-Titelkämpfe locker mit der Bundesliga-Endrunde mithalten. Die Trophäen stammen von Joska Kristalle aus Bodenmais. Und nicht nur der Meister erhält einen künstlerisch wertvollen Pokal, sondern zum Beispiel auch der Ratingsieger unter DWZ 1400.

Gerade als wir im Foyer mit Simon Staudinger sprechen, kommt Tobias Wudi vorbei. Der stellvertretende BSL kann hier im M2 mitspielen, da ja der BSL die Turnierleitung innehat. Bei Schnellschach und Blitz wird’s umgekehrt sein; die beiden haben sich die ehrenamtliche Arbeit gut aufgeteilt. Ă„hnlich läuft es bei der Spielleitung im BSB, wie Simon Staudinger sagt. Mit Bundesspielleiter Simon Pernpeitner ergänze er sich gegenseitig. Auch in Deggendorf: Pernpeitner gehört zum Schiedsrichter-Team der Bundesliga-Endrunde, Staudinger kann die niederbayerische Meisterschaft leiten.
Sein Ehrenamt beim BSB und die Zusammenarbeit in der Spielleitung beschreibt er als “angenehm”. Eines von vielen Themen, das gleich nach seinem Amtsantritt zu regeln war: Wie sollte die bayerische Oberliga – ausnahmsweise mit zwölf Mannschaften – ihre Saison austragen? Nach intensiver Diskussion ĂĽber Doppelrunden endete eine Abstimmung 5:5, wie Staudinger berichtet; ein Verein enthielt sich, ein anderer signalisierte per Mail seine Zustimmung zu Doppelrunden – und gab damit den Ausschlag. Ob man in den neuen Saison wieder zu (neun) Einzelrunden zurĂĽckkehrt oder an den Doppelrunden festhält, sei noch unklar.
Zunächst einmal steht ohnehin die niederbayerische Meisterschaft im Fokus, die ĂĽbrigens im selben Hallenabschnitt wie eine Archäologen-Versammlung stattfindet. Zur Eröffnung am Freitag habe er die ersten Bundesliga-ZĂĽge verfolgen können, sagt Simon Staudinger. Und umgekehrt? “Einige wenige” Bundesligaspieler und Funktionäre hätten den Niederbayern ĂĽber die Schultern geschaut. Gehört sich ja auch so. Die Rolling Stones werden sich sicher die Darbietung ihrer Vorband ebenso wenig entgehen lassen.