Gleich zum Auftakt der Bundesligaendrunde traten die beiden bayerischen Konkurrenten gegeneinander an. Beide Mannschaften befinden sich im Kampf gegen den Abstieg und brauchten deshalb dringend zwei wichtige Zähler.
Die Mannschaftsaufstellung war wie immer ein langgehütetes Geheimnis, ein paar kleine Überraschungen gab es dann aber doch: Bei den Hauptstädtern kamen der Weltklassespieler Vladimir Fedoseev (2739 Elo) und der Österreicher Valentin Dragnev (2538 Elo) nicht zum Einsatz, dafür konnten sie mit dem Iraner Amin Tabatabaei (2661 Elo) nach vier Aussetzern wieder ihren Erstgesetzten ans Brett bringen. Deggendorf trat zum Heimevent mit seiner bisher stärksten Truppe in dieser Saison an, darunter sechs Stammspieler und zwei großmeisterliche Routiniers angeführt vom Serben Aleksandar Indjic (2644 Elo).
Alles dreht sich um das Feld f4
An zwei Brettern sollte das Derby entschieden werden. Am vierten Brett eröffnete Egor Krivoborodov (2540 Elo) die Partie gegen den Spanier Alvar Alonsor Rosell (2546 Elo) mit dem beliebten Londoner System, verlor jedoch relativ schnell die Initative. Sein Gegner nahm das Ruder dankend in die Hand und setzte im 23. Zug mit …g5 zur Sprengung der schon arg geschwächten weißen Rochadestruktur (Bauern auf f4-g3-h4) an.
Wenige Züge später eroberte er bereits die h-Linie und erhöhte den Druck mit dem Eindringen seines Turmes auf der zweiten Reihe.
Die zentrale Schwäche der weißen Kräfte in der gesamten Partie ist der Bauer auf f4, immer wieder wirken die schwarzen Steine auf ihn und seine Verteidiger ein. Nach über 20 Zügen Dauerfeuer schlug Schwarz über das Qualiopfer auf g2 mit anschließendem 49…Sxf4 eine entscheidene Bresche in die weiße Festung.
Nun strömten die schwarzen Angreifer ins weiße Lager und nach der Bauernumwandlung streckte Krivoborodov die Waffen.

Spitzenkampf
Die zweite entscheidene Partie ereignete sich am Spitzenbrett zwischen den bereits genannte Aleksandar Indjic und Armin Tabatabei. Schwarz versuchte mit dem Benonisystem der Partie eine dynamische Würze zu verleihen, jedoch schaffte es der Iraner die Partie sehr trocken anzulegen und taktische Versuche erst gar nicht zu zulassen. Nach etwa zwanzig Zügen kristallisierte sich heraus, dass der Schwarze etwas beengt steht und mit seinen Figuren den Rückwärtsgang einlegen musste.
Nun setzte eine lange Phase des gegenseitigen Abtastens ein. Insbesondere Weiß versuchte seine Kräfte stetig auf bessere Positionen umzugruppieren und Schwächen zu provozieren. Ein ganz klassisches Beispiel ist die Läufer-Damenbatterie, die die schwarzen Felder der Rochadestellung bestreicht.
Und tatsächlich, wieder zwanzig Züge später unterliefen Schwarz mehrere kleine, in ihrer Summe aber entscheidende Fehler. Weiß schaffte es, durch den Springereinschlag auf d6 die schlechte schwarze Figurenaufstellung mit dem offenen Monarchen und passiven Figuren entscheidend zu stören. Findest du die richtige Fortsetzung nach 64. Sxd6 Kxd6?

Nach 13 Runden befinden sich beide Teams immer noch im Abstiegsstrudel. Zwar schafften es die Münchner Bayern, sich zwei wertvolle Punkte zu sichern, jedoch können sie nur kurz Luft holen. Bereits heute treten sie gegen St. Pauli, der Mannschaft von/ohne Magnus Carlsen, an. Deggendorf ist nun in die rote Zone gerutscht, es wird Zeit für einen Sieg. Wir drücken die Daumen!