Nach der bayerischen Blitzschach-Meisterschaft am Samstag mit anschlieĂźendem gemeinsamen Abendessen stand am Sonntag, dem 19.10.2025, in NĂĽrnberg die bayerische Einzelmeisterschaft der Frauen im Schnellschach auf dem Programm.
Wie tags zuvor fanden sich 16 Teilnehmerinnen im Loni-Übler-Haus des gastgebenden SC Noris-Tarrasch Nürnberg ein, um den Landesmeistertitel im Schnellschach auszuspielen. Allerdings war das Teilnehmerfeld nicht identisch: So verzichtete etwa die frisch gekürte Blitzschach-Meisterin WGM Olga Babiy auf einen Start im Schnellschach. Dafür rückten einige andere Protagonistinnen ins Feld, das von zwei Titelträgerinnen über mehrere Bundesligaspielerinnen bis hin zu U20-Nachwuchstalenten breit aufgestellt war.
Pünktlich um 9:30 Uhr begrüßte BSB-Frauenreferentin Aylin Albayrak die Gäste. Turnierleiter NSR Dominik Bachhuber erläuterte den Ablauf und schickte das Feld auf die siebenrundige Reise.
Als Turnierwertungszahl (TWZ) diente vorrangig die Rapid-Elozahl. Nur wer keine solche aufwies, wurde nach der Standard-Elo eingestuft. Daher entsprach die Startrangliste nicht unbedingt der Spielstärke im klassischen Schach.
Gespielt wurde nach dem Schweizer System, wobei zunächst die obere Hälfte der Startrangliste gegen die untere antrat. Trotz des Schnellschachmodus „15+10“ dauerten viele Partien über 45 Minuten, sodass die Runden jeweils zur halben Stunde gestartet wurden, um ihnen zumindest kurze Verschnaufpausen zu ermöglichen.
Bereits in Runde 1 kam es zu einigen Überraschungen: U20-Spielerin Elisabeth Reich vom ATSV Oberkotzau besiegte WIM Larisa Kalinina (SC Bad Königshofen), und die nur an 14 gesetzte Christina Dietrich von der SGem 1882 Fürth setzte sich gegen die Lokalmatadorin Aylin Albayrak durch.
Auch in den folgenden Runden gab es immer wieder individuelle Highlights und Überraschungen. Besonders Elisabeth und Christina setzten ihre Erfolgsserie zunächst fort: Elisabeth bezwang auch die zweite Titelträgerin im Feld, WFM Olga Birkholz vom SC Bayreuth, während Christina selbst vor der über 350 Elo-Punkte stärkeren Margarete Wagner vom SC Bamberg nicht Halt machte.
So kam es, dass die beiden Überraschungen der Anfangsphase in Runde 3 aufeinandertrafen. Hier hatte Elisabeth das bessere Ende für sich und lag kurz vor Halbzeit mit drei Punkten aus drei Runden an der Spitze. In der Folge verlor Christina leider den Rhythmus und konnte nach den beiden Paukenschlägen zum Start keinen Punkt mehr holen.
Ebenfalls mit 3,0 Punkten hatte sich mit der amtierenden Bayerischen Meisterin im klassischen Schach, Jana Bardorz vom TSV Rottendorf, eine Mitfavoritin an die Spitze gespielt. Es war daher wenig ĂĽberraschend, dass Elisabeth und Jana in Runde 4 zueinander gelost wurden. Erneut gelang der AuĂźenseiterin der Coup und nun lag Elisabeth nach vier Runden mit perfekter Ausbeute allein in FĂĽhrung.
Zwei Titelträgerinnen geschlagen, die Landesmeisterin bezwungen – wer meinte, damit wäre schon alles klar, hatte die Rechnung ohne Nese Pinar Albayrak (SC Noris-Tarrasch Nürnberg) und Margarete Wagner gemacht, die der Spitzenreiterin jeweils ein Remis abtrotzten. Und schon wurde es an der Spitze wieder spannend.
Doch Elisabeth Reich war an diesem Tag nicht zu bremsen: In der Schlussrunde machte die Nachwuchsspielerin aus Oberfranken alles klar, besiegte Lina Kastl (Dicker Turm MĂĽnnerstadt), blieb im gesamten Turnier ungeschlagen und sicherte sich den Bayerischen Meistertitel der Frauen im Schnellschach 2025.
Die härteste Verfolgerin, Jana Bardorz, musste in den Schlussrunden zwei Niederlagen gegen Nese Pinar Albayrak und WFM Olga Birkholz hinnehmen und verlor dadurch den Anschluss an die Spitze.
Der Vizemeistertitel ging an Nese Pinar Albayrak vom SC Noris-Tarrasch NĂĽrnberg, die einen gewaltigen Schlussspurt hinlegte und – abgesehen vom Remis gegen die spätere Meisterin – alle ĂĽbrigen Partien fĂĽr sich entschied. Am Ende fehlte ihr nur ein halber Punkt zum Titel. Wenn nur die Auftaktniederlage gegen ihre Schwester Melissa nicht gewesen wäre …
Auch der Kampf um den letzten Platz auf dem Treppchen – und damit um den letzten Pokal – blieb spannend: WFM Olga Birkholz (SC Bayreuth) und Margarete Wagner (SC Bamberg) waren punktgleich und lagen auch in der Zweit-, Dritt- und sogar Viertwertung exakt gleichauf. So musste das Los entscheiden, wer den dritten Platz belegt – mit dem glücklicheren Händchen aufseiten von Olga.
Die letzten Preisgelder für die Plätze vier und fünf gingen somit an Margarete Wagner und Jana Bardorz. Alle weiteren Details sind auf Chess-Results zu finden.
Am späten Nachmittag ging die Veranstaltung ohne einen einzigen Streitfall zu Ende und alle Teilnehmerinnen machten sich mit einem kleinen Präsent auf den Nachhauseweg.